Wintersemester 2018/2019

Die Konkordienformel als Einigungs- und Ausschlussprojekt (LM-9B)

Dozent:innen: PD Dr. Johannes Hund
Kurzname: Die Konkordienformel
Kurs-Nr.: 01.053.605
Kurstyp: Blockveranstaltung

Voraussetzungen / Organisatorisches

Da der Text der Konkordienformel 1580/84 in frühneuhochdeutscher und lateinischer Sprache veröffentlicht wurde, ist ein Latinum für das Seminar Voraussetzung, für die Zitate aus den griechischen Kirchenvätern ist ein Greaecum sehr zu wünschen, nicht unbedingt aber eine Eingangsvoraussetzung.

Empfohlene Literatur


  1. Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Vollständige Neuedition, hg. v. Irene Dingel u.a. im Auftrag der EKD, Göttingen 2014 (BSELK).
  2. Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Quellen und Materialien. Band 2: Die Konkordienformel, hg. v. Irene Dingel u.a. im Auftrag der EKD, Göttingen 2014 (QuM 2).
  3. Robert Kolb, Die Konkordienformel. Eine Einführung in ihre Geschichte und Theologie, Göttingen 2011 (Oberurseler Hefte. Ergänzungsband 8).
  4. Irene Dingel, The Culture of Conflict in the Controversies leading to the Formula of Concord (1548-1580), in: Lutheran Ecclesiastical Culture, 1550-1675, ed. by Robert Kolb, Leiden / Boston 2008, S. 15-64.
  5. Johannes Hund, Das Wort ward Fleisch. Eine systematisch-theologische Untersuchung zur Debatte um die Wittenberger Christologie und Abendmahlslehre in den Jahren 1567 bis 1574, Göttingen 2006 (Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie. Bd. 114).
  6. Ders., Autorität und Identität. Die Bedeutung Luthers in den nachinterimistischen Streitkreisen im Bereich der Wittenberger Reformation, in: Stefan Michel/Christian Speer (Hg.), Georg Rörer (1492–1557). Der Chronist der Wittenberger Reformation, Leipzig 2012 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 15), 287–311.
  7. Ders., Die Religionspolitik Kurfürst Augusts von Sachsen auf dem Weg zur Konkordienformel, in: Christoph Barnbrock/Gilberto da Silva, „Die einigende Mitte“. Theologie in konfessioneller und ökumenischer Verantwortung, Göttingen 2018 (Oberurseler Hefte. Ergänzungsband 20), 142–159.
  8. Ders., „… daß Brot und Wein im Abendmahl sei der wahrhaftige Leib und Blut Christi“. Die Funktion der Schmalkaldischen Artikel in Debatten um das Abendmahl im Vorfeld der Konkordienformel, in: Lutherjahrbuch 83 (2016), 146–177.

Inhalt

Als die Konkordienformel 1580 im Druck erschien, markierte sie ein vorläufiges Ende des jahrzehntelangen Ringens um die Identität der Wittenberger Reformation. Die zweite Generation sah sich durch die durchaus differenten theologischen und politischen Positionierungen ihrer beiden Lehrer Luther und Melanchthon herausgefordert. In wechselnden Koalitionen traten die Schüler der beiden Wittenberger Reformatoren auseinander, um unter dem Vorzeichen der bald erwarteten Wiederkunft Jesu Christi und dem damit einhergehenden Jüngsten Tag kompromisslos und erbittert um die Wahrheit zu streiten. Die Wittenberger Reformation bot so in den Jahren nach dem Tod Luthers ein Bild der heillosen Zerstrittenheit, das spätestens auf dem Wormser Religionsgespräch von 1557 auch der Reichsöffentlichkeit bekannt wurde. Die Konkordienbemühungen Jakob Andreaes blieben letztlich erfolglos bis zum Sturz des sogenannten Kryptocalvinismus in Kursachsen. Erst mit dem Einstieg des albertinischen Sachsen in das Konkordienprojekt hatte Jakob Andreae Aussicht auf Erfolg. In langwierigen Gesprächen und Diskussionen erstellten die Gnesiolutheraner unter Ausschluss der Flacianer einen Kompromisstext mit den Melanchthonianern, die ihrerseits die Philippisten aus ihren Reihen ausschlossen, die es in der Abendmahlslehre vermeintlich mit den Calvinisten hielten. Die Konkordienformel kann daher als Einigungsdokument im Bereich der Wittenberger Reformation gelten, freilich unter deutlichem Ausschluss aller reformierten und flacianischen Lehren und eines Teils des theologischen Erbes Philipp Melanchthons. Die Konkordienformel ist so zugleich das Gründungsdokument der konkordienlutherischen Kirche und das Scheidungsdokument der lutherischen Kirche von der Genfer und Zürcher Reformation.

Wir wollen in diesem Seminar den theologischen und politischen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Konkordienformel nachgehen, die ihren Niederschlag in den Artikeln der Konkordienformel gefunden haben. Erwartet wird die Übernahme eines Referats, das in einen Artikel und den in ihm behandelten Streitkreis einführt. Grundlage für dieses Referat ist die Publikation von Robert Kolb. Die Artikel werden nach dem Ende der ersten Anmeldephase aufgeteilt. Wir benutzen den Text der Neuausgabe der lutherischen Bekenntnisschriften (BSELK), der bitte bis zum Seminarbeginn komplett gelesen ist. Eine Anmeldung in der zweiten Anmeldephase ist natürlich auch noch möglich, freilich zu denselben Bedingungen.

Geboten wird die Möglichkeit, ein Seminar bereits in der Woche vor dem Semester abzuschließen. Eine Seminararbeit kann dann in den nächsten Semesterferien verfasst werden.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
10.10.2018 (Mittwoch) 08:15 - 18:15 00 410 Sitzungszimmer
1111 - Hauptgebäude
11.10.2018 (Donnerstag) 08:15 - 18:15 00 410 Sitzungszimmer
1111 - Hauptgebäude
12.10.2018 (Freitag) 09:00 - 17:15 00 410 Sitzungszimmer
1111 - Hauptgebäude
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