Wozu Sprachen?

Ein wesentliches Moment der Reformation ist die Bezugnahme auf die Schrift als Grundlage aller Theologie. Theologen und Theologinnen sollten daher in der Lage sein, sich mit dem grundlegenden Schrifttum christlichen Denkens sachgemäß, also ein sprachlich geprägtes und sprachprägendes Weltbild reflektierend, auseinanderzusetzen. Die Vorstellungswelt des Alten Testaments (Hebräisch, Aramäisch) und des Neuen Testaments (Griechisch) und die prägenden Entwicklungen der Kirchen- und Theologiegeschichte (Griechisch und Latein) bleiben aber ohne Kenntnis ihrer Ausgangs- und Ursprachen unzugänglich und fremd und dadurch schließlich für heutige Theologie und Praxis unvermittelbar. Die Ausbildung evangelischer Theologen in Hebräisch, Griechisch und Latein ist also nichts weniger als die unabdingbare Voraussetzung für einen sachgemäßen, philologisch verantworteten Umgang mit theologisch relevanten Texten. Und wenn Pfarrer und Pfarrerinnen und Lehrende der evangelischen Theologie in Schule, Hochschule und Gesellschaft biblische Texte historisch und exegetisch auslegen und theologisch verantwortlich predigen können sollen, wenn sie Psalmen beten, christliches Denken reflektiert vertreten und dem interreligiösen Dialog mit Verstand folgen wollen, dann müssen auch die Kirchen weiterhin bei der Ausbildung ihrer Theologen auf einer soliden philologischen Grundlage in allen drei Sprachen bestehen.

Ein besonderer weiterführender Schwerpunkt liegt in Mainz auf der speziellen Althebraistik, die besonders durch die in die Fakultät eingebundene Forschungsstelle für Althebräische Sprache und Epigraphik repräsentiert wird. Das Lehrangebot umfaßt daher vertiefende Angebote zur linguistisch informierten Beschreibung des Biblischen Hebräisch. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit mit Sprachen wie Alt-Aramäisch, Phönizisch, Ugaritisch sowie nordwestsemitischer Epigraphik auch ein Teilgebiet der Semitistik kennenzulernen. Dieser Schwerpunkt ermöglicht ein Studium der Geschichte des (Alt-)Hebräischen im Kontext der semitischen Sprach- und Schriftkultur sowie der modernen Linguistik, das über ein allgemeines Grundwissen hinausführt.