Religions- und Missionswissenschaft / Interkulturelle Theologie

Die Pluridisziplin Religionswissenschaft, Missionswissenschaft (und Ökumenik) ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch die kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Dekolonisierung (Postkolonialismus), kaltem Krieg und Globalisierung, Säkularisierung und Desäkularisierung, Feminismus und Genderforschung sowie dem kulturell-religiösen Pluralismus in einem anhaltenden Transformationsprozeß begriffen. Die Religionswissenschaft nimmt eine Aussenperspektive auf die Vielfalt der Religionen ein, während die Missionswissenschaft die Begegnung mit den kulturell und religiös Fremden aus der Binnenperspektive im Licht des christlichen Sendungsauftrages reflektiert. Im Blick auf die historisch gewachsene Weltchristenheit teilt sie sich mit der Ökumenik in die Erkundung des intra-christlichen Pluralismus. Die kontextuellen Theologien und die christliche Kunst der Dritten Welt sind dabei zentrale Forschungsgebiete am Mainzer Lehrstuhl.

Der Neologismus „Interkulturelle Theologie“ bezeichnet das Projekt, diese interkonfessionellen, interkulturellen und interreligiösen Dimensionen des christlichen Glaubens zu erschließen. Für die Bearbeitung der dadurch sichtbar werdenden Dialoge und Konflikte sind religionswissenschaftliche Kenntnis und Methodik ebenso unabdingbar wie das theologische Instrumentarium. Hermeneutik und Ästhetik kommt hier eine Brückenfunktion zu.