„Sine dolore non vivitur in amore.“ Lebensbewältigung (coping) in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit

Ringvorlesung der Evangelisch-Theologischen Fakultät, öffentlich für Hörer*innen aller Fakultäten (1 SWS)

Veranstaltung zum Themenschwerpunkt des Studium Generale „Stress. Evolution, Funktion,
Bewältigung“ (1 SWS)

Kolloquium im Rahmen des Master-Studiengangs „Mittelalter- und Frühneuzeitstudien“
(2 SWS)

Zeit: Dienstag, 18 Uhr c.t.

Ort: Hörsaal T3, Wallstr. 7, 55122 Mainz (Theologicum)

Es gelten die Regeln des Hygienekonzeptes der JGU.

Auch wenn die Rede vom „Stress“ und seiner Bewältigung („coping“) erst im 20. Jahrhundert aufkam, ist die europäische Geistesgeschichte seit der Antike auch eine Geschichte von Lebensanalysen und Lebensbewältigungsstrategien. Das in der griechischen antiken Literatur allgegenwärtige Wort πάθος/pathos („Leidenschaft“, „Affekt“) etwa kann seit Aristoteles das, was einem zustößt, bezeichnen: eine äußere Einwirkung, auf die Menschen mehr oder weniger erfolgreich rational, emotional oder physiologisch reagieren. Der πάθος/pathos und der angemessene Umgang damit ist nicht nur Gegenstand ausgedehnter philosophischer Debatten in Antike und Mittelalter gewesen, sondern auch Objekt christlicher und jüdischer Lebensweisheit. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden in größerem Umfang etwa von der Resilienzforschung säkulare medizinische Stress- und coping-Theorien entwickelt, wie mit äußeren Belastungen (Stressoren) und den von ihnen hervorgerufenen körperlichen und seelischen Zuständen umgegangen werden sollte – dabei stimmt einiges mit den überkommenen philosophischen und christlichen Ratschlägen überein, anderes aber auch nicht.

Die Lehrveranstaltung soll schwerpunktmäßig – aber nicht nur – die von christlichen Denkerinnen und Denkern, Literaten und Komponisten entwickelten coping-Strategien in den Blick nehmen, und dafür unter anderem die anthropologischen und philosophischen Grundlagen und Denkvoraussetzungen zu klären versuchen. Sowohl individuelle als auch institutionelle Perspektiven in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit sollen zu Wort kommen und auch ein Ausblick auf aktuelle Entwicklungen ist vorgesehen. Die Veranstaltung soll vor diesem Hintergrund mit den unterschiedlichen Perspektiven der Theologie, Philosophie und Literatur auf den Themenkomplex blicken und richtet sich an Studierende der Mittelalter- und Frühneuzeitstudien und der Theologie genauso wie an Hörerinnen und Hörer aller Fachbereiche.

 

Die kursiv gesetzten Termine sind als Kolloquiumssitzungen für Studierende des Masterstudiengangs Mittelalter- und Frühneuzeitstudien konzipiert.

Di, 25. Okt. 2022, Führt πάθος/pathos zu „Stress“? Eine begriffliche Einführung (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 8. Nov. 2022, Problembewältigungsgeschichten im Alten Testament (Univ.-Prof. Dr. Sebastian Grätz)

Di, 15. Nov. 2022, Anthropologische Grundlagen antiker Medizin und Theologie (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 22. Nov. 2022, Resilienz bei Gregor von Nyssa (Stefanie Schlenczek)

Di, 29. Nov. 2022, Trauer und Coping in Antike und Mittelalter (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 6. Dez. 2022, Probleme und Chancen der Verwendung des Resilienzkonzepts für die Auslegung „alter“ Texte (Univ.-Prof. Dr. Martin Endreß)

Di, 13. Dez. 2022, Lektüresitzung: Aktuelle Fragen und alte Texte (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 20. Dez. 2022, „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ – die Bedeutung des Klagens oder Klagen Könnens bei Bach (Prof. Dr. Stefan Michels)

Di, 10. Jan. 2023, Lektüresitzung: Aktuelle Fragen und alte Texte (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 17. Jan. 2023, Lebensbewältigung in der lateinischen Literatur der frühen Kaiserzeit. Das Beispiel Seneca (Univ.-Prof. Dr. Christine Walde)

Di, 24. Jan. 2023, Lektüresitzung: Aktuelle Fragen und alte Texte (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)

Di, 31. Jan. 2023, Frühneuzeitliche Resilienzstrategien. Über den Umgang mit Krankheit, Tod und Trauer in lutherischen und reformierten Funeralschriften (Dr. Benedikt Brunner)

Di, 7. Feb. 2023, Christliche Lebensbewältigung (coping) in Spätantike, Mittelalter und früher Neuzeit – ein Rückblick (Univ.-Prof. Dr. Ulrich Volp)