Wintersemester 2021/22

Genisa (LM-11D)

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Andreas Lehnardt
Kurzname: Genisa
Kurs-Nr.: 01.053.665
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Lehnardt, Andreas, Abgelegt – Verborgen – Wiederentdeckt. Die Funde aus der Genisa der Synagoge Weisenau, in: Spuren unter Asche. Dokumentation zur Geschichte der ehemaligen Jüdischen Gemeinde Weisenau bei Mainz, zusammengeführt von Max Brückner, Mainzer Archäologische Schriften 15, Mainz 2016, S. 273–297.

Lehnardt, Andreas, Genisa. Fundorte jüdischer Buchreste auf Dachböden und in Bucheinbänden, in: Ulrike Gleixner, Constanze Baum, Jörn Münkner, Hole Rößner (Hrsg.), Biographien des Buches, Kultur des Sammelns 1, Göttingen 2017, S. 349–366.

Lehnardt, Andreas, Die Genisa der ehemaligen Synagoge Freudental. Dokumentation der Funde, Freudentaler Blätter, Freudental 2019.

Lehnardt, Andreas, Die Genisa aus der ehemaligen Synagoge in Abterode, in: Eschweger Geschichtsblätter 31 (2020), S. 5–14.

Purin, Bernhard, Judaica in Süddeutschland. Eine Typologie, in: Otto Lohr / ders. (Hrsg.), Jüdisches Kulturgut. Erkennen – Bewahren – Vermitteln, Museums Bausteine 18, München 2017, S. 61–97.

Reif, Stefan, A Jewish Archive from Old Cairo. The History of Cambridge University’s Genizah Collection, Richmond Surrey 2000.

Riemer, Nathanael (Hrsg.), Einführungen in die materiellen Kulturen des Judentums, Jüdische Kultur 31, Wiesbaden 2016.

Weber, Annette / Friedlander, Evelyn / Armbruster, Fritz (Hrsg.), Mappot – gesegnet, der da kommt. Das Band jüdischer Tradition, Ausstellungskatalog, Osnabrück 1991.

Inhalt

Der alte Brauch, nicht mehr verwendete religiöse Schriften und Gegenstände, die den heiligen Namen Gottes, das Tetragram oder ein Substitut dieses Namens oder einen der vielen weiteren Namen Gottes tragen, nicht einfach wegzuwerfen, sondern sie innerhalb oder bei einer Synagoge in einem besonderen Raum zu deponieren, ist Gegenstand der Übung. Ein Raum, in dem gebrauchte religiöse Schriften und Gegenstände abgelegt werden, wird Genisa (Plural: Genisot) genannt, was von dem hebräischen Lehnwort aus dem Persischen G-N-Z für ablegen, verbergen, vergraben, abgeleitet wird. Genisot können manchmal auch unter Dachstühlen (wie hier) zu finden sein oder in regelrechten Abstellkammern. Vorschriften hinsichtlich Größe und Form gibt es nicht. In einigen jüdischen Gemeinden wurden daher auch Gräber oder Mausoleen als Genisa genutzt. Die Veranstaltung möchte in die Forschung einführen. 
Als bedeutendste Genisa gilt die Ende des 19.Jhs in Kairo in Ägypten entdeckte Abstellkammer in der Ben Esra-Synagoge in Fustat. Die über 300.000 Handschriftenreste aus dieser Genisa habe wie die Qumranfunde die Forschung nachhaltig beschäftigt und bringen bis heute neue Aspekte der langen jüdischen Geschichte des Mittelalters zum Vorschein.  In einem Überblick möchte die Veranstaltung auch in diese Funde einführen und ihre Bedeutung für die Religionswissenschaft und Judaistik hervorheben.