Call for Papers: Pietismus und Ökonomie 1650-1750

"Gott ist Capitalist, Der keinen hat betrogen" schreibt der zum Umfeld August Hermann Franckes gehörende J.A. Wiegleb in einem Gedicht von 1716. Die ökonomische Metaphorik in Heilsfragen verweist auf eine fundamentale Ambivalenz im Verhältnis von Pietismus und Ökonomie. Sie ist einerseits gekennzeichnet durch eine meist selbstverständliche Anwendung moderner technischer Mittel und ökonomischer Prinzipien der Zeit innerhalb der Frömmigkeitsbewegungen des 18. Jahrhunderts sowie einer effizienten Organisation und Administration, insbesondere im Einflussbereich August Hermann Franckes. Diese wohlwollende Einstellung gegenüber ökonomischer Rationalität ging andererseits einher mit einer Kritik an bestimmten Begleiterscheinungen der zeitgenössischen ökonomisch-gesellschaftlichen Praxis wie etwa an der Vernachlässigung der Armen und ihrer religiösen Erziehung oder Invektiven gegen höfisches Leben und Luxus.
Dieser Ambivalenz will eine interdisziplinäre Tagung nachgehen, die der Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Neuzeit gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen aus der Pietismusforschung aus Deutschland, den Niederlanden und den USA für den Herbst 2012 plant.
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