Gastvortrag im Rahmen des Jahres der Geisteswissenschaften

Auf Einladung des Instituts Instituts für Theoretische Linguistik der Ludwig-Maximilians-Universität München hält Dr. Reinhard G. Lehmann am 3. Dezember um 16.30 Uhr an einen Vortrag mit dem Titel

'Gesegnet sei wer die Schrift erfand' oder Von Abjad-Schützen und seefahrenden Linkshändern. Aus der Frühgeschichte des Alphabets.

Der Vortrag findet statt im Rahmen des LMU-Symposiums im Jahr der Geisteswissenschaften "Die sprachlichen Wurzeln Europas".

Das ‚Alphabet‘ ist als Typ eines hochabstrakten Schreibsystems, das sprachliche Äußerungen mittels eines begrenzten Repertoires von Zeichen graphisch als Reihung von Einzellauten darstellt, eine relativ junge Erscheinung in der Geschichte des Schreibens und des Phänomens ‚Schrift‘ an sich. Wenngleich die genauen Bedingungen seiner Entstehung noch in vielerlei Hinsicht im Dunklen liegen, muß sein Ursprung im syrisch-palästinischen Raum des 2. Jahrtausends v. Chr. unbestritten als kulturhistorisch revolutionärer Vorgang angesehen werden. Der Vortrag spürt nach einer Vorstellung der zunächst unterschiedlichen Alphabetreihungen der formativen Periode des nordwestsemitischen Standardalphabets nach, wie es sich im 1. Jahrtausend v. Chr. im syrisch-palästinischen Raum schließlich konkurrenzlos durchsetzte und in einem beispiellosen Siegeszug zum direkten oder indirekten Urahn sämtlicher heute existierender Alphabete wurde. Besonderes Gewicht wird dabei auf einige Phänomene gelegt, die bis heute die Praxis alphabetischer Schreibung beherrschen, wie Alphabetreihung, Schreibrichtung, orthographische Regulierung, Kalligraphie, Textorganisation und Spatienschreibung.