Wir leben in einer krisengeschüttelten Welt. Zu den Herausforderungen, mit denen Gesellschaften sich etwa im Lichte geopolitischer und binnengesellschaftlicher Verwerfungen und einer sich verschärfenden ökologischen Krise konfrontiert sehen, zählt auch und gerade diese: Gesellschaften und Individuen sehen sich genötigt, von manchen lieb gewonnenen Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten abzulassen und neue Entwürfe und Visionen gemeinsamen und individuellen Lebens zu entwickeln. Was immer auch heißt: sich an überkommenen Vorstellungen und Begriffen des guten gemeinschaftlichen Lebens abzuarbeiten, die uns orientieren könnten. Nun sind Begriffe und Vorstellungen des guten gemeinschaftlichen Lebens, die einstmals verlässlich Halt gaben oder jedenfalls Halt zu geben schienen, ihrerseits keine krisenfesten Entitäten, d.h. sie werden ihrerseits von den Krisen unserer Gegenwart miterfasst.

Die Krise unserer Welt ist in mancherlei Hinsicht eine Krise unserer Wörter. Dies ist keineswegs neu: Vorstellungen und Begriffe durchlaufen ständig Transformationen, und sie tun dies regelmäßig in krisenhafter Art und Weise. Die Pointe unseres Projekts besteht darin, zwei Aspekte von Krise(n) miteinander zu verbinden: exemplarisch in den Blick genommene Krisen, von denen unsere Welt heute erschüttert wird, auf der einen Seite und ebenso exemplarisch ausgewählte Krisen von Begriffen, nach denen Menschen greifen, um Halt und Orientierung zu finden, auf der anderen Seite.

Vor diesem Hintergrund haben Kolleg*innen aus Glasgow, Stirling und Mainz unterstützt vom Georg-Forster Forum in Kooperation mit der Royal Society of Edinburgh ein Projekt in Angriff genommen, das begriffsgeschichtliche, theologisch-hermeneutische und gegenwartsdiagnostische Perspektiven verbindet. Ein erstes Workshoptreffen hat im August 2024 in Glasgow stattgefunden, ein zweites Workshoptreffen im März 2025 in Mainz.

Die Teilprojekte des schottisch-deutschen Forschungsprojekts sind verbunden durch drei übergreifende Themenstellungen: a) Praktiken der Konsolidierung (Trost, Vergebung), b) Visionen des Wandels (Demut, Genügsamkeit), c) Horizonte der Kohärenzbildung (Freundlichkeit, Höflichkeit, Mensch[heit], Geist).

Mitwirkende

  • Eva Baillie
  • Cornelia Dockter-Verscharen
  • Andrew Hass
  • Alison Jasper
  • David Jasper
  • Ulrike Peisker
  • Jochen Schmidt
  • Samuel Shearn
  • Jeremy Smith
  • Heather Walton

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